Resümee European Living Room

Die Europa Union Bremen hat im letzten Jahr ein neues Format ins Leben gerufen. Neben den öffentlichen Veranstaltungen machen wir nun auch einen European Living Room, um direkt miteinander ins Gespräch zu kommen.

Am 9. Oktober führte Dr. Parisa Fathi, Deutsch-Iranerin, und Mitglied unseres Vorstands in die aktuelle Lage im Iran ein.

Bild: Europa-Union Bremen, Canava

Seit 1979 ist das Mullah Regime an der Regierung, nachdem Ayatollah Chomenei aus dem Exil in Paris zurückkehrte und die anti-westliche Revolution gegen das Schah- Regime angeführt hatte. Von heute auf morgen sei die politische Veränderung spürbar gewesen, auch im Alltagsleben. Die Forderung nach dem Tod Israels war sofort auf der Tagesordnung. Schülerinnen und Schüler wurden z.B. in den Schulen gezwungen, auf die israelische Fahne zu treten und sie zu beschmutzen. Diejenigen, die diesen Kampf nicht unterstützen wollten, sind über die Fahne gesprungen.

Viele Frauen im Iran haben sich immer gegen das Kopftuch gewehrt. Die Frauenbewegung war stark im Iran. 60% der Frauen haben einen Universitätsabschluss, aber der Ehemann muss erlauben, wenn sie arbeiten wollen. Vor 3 Jahren, nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini durch Polizeikräfte bildete sich eine einflussreiche und lautstarke Opposition heraus, die besonders von Frauen getragen wurde. Auch war der Kampf gegen das Kopftuch als Zeichen der Repression durch die Mullahs immer da.

Jedoch ging und geht das Regime brutal gegen Regimegegner vor. Im Iran gibt es die massivste Unterdrückung durch Hinrichtungen, die öffentlich zelebriert werden. Man muss diese als Schauprozesse bezeichnen.
Die meisten Menschen im Iran wünschen den Sturz des Regimes und wollen eine säkulare, demokratische Regierung.

Die ökonomische Situation ist sehr angespannt, die Inflationsrate liegt bei mindestens 45%. Im Land gibt es eine furchtbare Armut. Das Alltagsleben ist sehr schwierig. Die Mittelschicht ist verschwunden. Viele Akademikerinnen und Akademiker haben das Land verlassen.
Gerade im Gesundheitssystem ist die Situation sehr angespannt. Die Suizidrate unter medizinischem Personal ist hoch.

Als im Juni israelische Bomben auf den Iran fielen, haben viele Iraner gejubelt, vor allem, als die Revolutionsgarden angegriffen wurden. Jedoch war die Zivilbevölkerung sehr bedroht, da es keine Bunker gibt.
Nach dem 12 Tage Krieg sind die Mullahs um so härter gegen Regimekritiker vorgegangen. Es gab vermehrt öffentliche Exekutionen. Das Mullahregime mit seinem absoluten Willen zur Macht kann nicht reformiert, sondern nur angeschafft werden. Danach sieht es in diesen Tagen leider nicht aus, so das traurige Fazit.